Allgemein

Die systemische 13 | Teil 2: Was ist der Unterschied zwischen Coaching und Therapie?

die systemische 13 coaching vs therapie

Teil 2: Was ist der Unterschied zwischen Coaching und Therapie?

Eine Beitragsreihe von Dennis Sawatzki

Die Grenze zwischen Coaching und Therapie

Vorneweg: Die Grenze zwischen Coaching und Therapie ist fließend und ganz sicher nicht immer eindeutig. Dennoch – oder gerade deshalb – ist es wichtig, als Coach den Unterschied präsent zu haben. Denn:

Coaching ist keine therapeutische Behandlung

Coaching dient weder der Diagnostik noch der therapeutischen Behandlung von Krankheitsbildern. Es richtet sich an „gesunde“ Personen bzw. stellt eine beratende, nicht heilberufliche Tätigkeit ohne Krankheitsbezug dar, während die Psychotherapie ein Heilberuf ist, der Störungen mit Krankheitswert behandelt und ausschließlich von approbierten Fachpersonen ausgeübt werden darf (PsychThG, 2020, § 1 Abs. 2, S. 3).

die systemische 13 coaching vs therapie

Zentrale Unterschiede zwischen Coaching und Psychotherapie

Weitere distinktive Merkmale zwischen Coaching und Psychotherapie (neben der psychischen Gesundheit resp. Krankheit und der rechtlichen Zulassung) sind:

  • Handlungsfähigkeit der Klient:innen bzw. Patient:innen: ist im Coaching grundsätzlich vorhanden, in der Therapie ggf. nicht mehr bzw. noch nicht.

  • Tiefe der Problembearbeitung und Länge der Arbeitsbeziehung: im Coaching in der Regel kürzer als in der Therapie.

  • Aus- bzw. Weiterbildungshintergrund: Psychotherapie ist ein Ausbildungsberuf nach erfolgtem Studium, Coaching setzt eine Weiterbildung voraus.

Fünf Konsequenzen für Coaches

Was bedeutet das nun für uns als Coaches?

1. Abgrenzung in der Coaching-Weiterbildung:
Eine gute Coaching-Weiterbildung sollte die Abgrenzung zwischen Coaching und Therapie thematisieren. Ein Crashkurs in Sachen Psychopathologie ist außerdem nützlich, um besser einschätzen zu können, wann ein Coachee weiterführende und tiefergehende Hilfe in Anspruch nehmen sollte.

2. Relevanz der ICD-11 für Coaches:
Wir sollten uns mit Kapitel 6 der ICD-11 auseinandergesetzt haben, in der psychische Störungen klassifiziert werden. Darin wurden in der neuesten Revision bspw. die Computerspielsucht oder das Burnout-Syndrom neu aufgenommen.

3. Keine Ersatztherapie im Coaching:
Wir können, sollten und dürfen keine „Ersatztherapie“ durchführen. Dennoch kann, wenn der Fokus auf dem Beruflichen bleibt, ein Coaching auch solche Klient:innen wertvoll unterstützen, die sich parallel in therapeutischer Behandlung befinden.

4. Professionelles Netzwerk für Weitervermittlung:
Wir sollten ein gutes Netzwerk aufbauen, um Coachees mit psychischen Auffälligkeiten ggf. an Therapeut:innen oder andere therapeutische Instanzen weitervermitteln zu können.

5. Verantwortung bei Krisen und Selbstgefährdung:
Bei selbstgefährdendem Verhalten (etwa der Formulierung von suizidalen Gedanken oder Plänen) IMMER ernst nehmen und DIREKT an eine professionelle Distanz verweisen.

Fazit: Professionelle Grenzen und Verantwortung im Coaching

Die klare Unterscheidung zwischen Coaching und Therapie ist ein zentraler Bestandteil professioneller Coaching-Arbeit. Sie schafft Sicherheit, Orientierung und Vertrauen – für Coaches wie für Klient:innen gleichermaßen.

Neue Termine für Quali-C und Quali-C kompakt

Systemisches Coaching – Finden Sie das passende Angebot!

Erweitern Sie Ihre Beratungskompetenz mit unseren praxisnahen Weiterbildungen. Egal ob kompakt oder umfassend – starten Sie jetzt durch!