Die systemische 13 | Teil 3: Prozessberatung vs. Fachberatung
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Coaching ist keine Fachberatung
Coaching stellt keine Fachberatung dar; es ist daher berufsfeldübergreifend anwendbar. Coaches müssen daher keine Fachkompetenz aus der beruflichen Domäne ihrer Coachees mitbringen. Zwar benötigen sie ein gewisses Grundverständnis für den beruflichen Kontext und die berufsbezogenen Herausforderungen, doch besteht ihre Aufgabe eben gerade nicht darin, fachliche Ratschläge zu erteilen oder fachliche Leistungen der Coachees zu analysieren und zu beurteilen, sondern sie prozess- und lösungsorientiert zu begleiten.
Warum Fachwissen im Coaching hinderlich sein kann
Ein berufsbezogenes Fachwissen aufseiten der Coaches kann dazu verleiten, den Coachees aus der eigenen Expertise und Perspektive heraus Lösungen anzubieten. Doch ist weder die Anschlussfähigkeit solcher Lösungsvorschläge garantiert, noch wird durch ein solches Vorgehen die Selbstlösungskompetenz der Coachees aktiviert und gestärkt.
Konsequenzen für Coaches
Was bedeutet das nun für uns als Coaches?
- Distanz statt Stallgeruch – professionell bleiben im Coaching
Stallgeruch und Feldkompetenz können hilfreich sein, müssen es aber nicht. Manchmal wird man auch als „Prophet im eigenen Land“ beäugt, wenn man zu sehr aus den eigenen Reihen stammt und die professionelle Distanz allein schon qua Amt oder Position fehlt.
Für Coaches ist es daher geboten, nicht im eigenen System zu coachen und nicht zu nah dran zu sein, da sonst Rollenkonfusion oder Übertragungseffekte eintreten können. Wir sind Expert:innen unseres Systems – die Coachees sind es für ihr eigenes. Diese Abgrenzung ist immens wichtig für systemisches Coaching. - Prozessbegleitung statt Lösungsberatung
Der Fokus als Coach liegt in der Begleitung von Reflexions-, Veränderungs- und Entwicklungsprozessen der Coachees oder deren Organisation. Coaching ist keine Unternehmensberatung oder Verhaltenstherapie, in der Maßnahmenpläne aus der eigenen Fachlichkeit heraus vorgeschlagen werden. Coaches sollten deshalb vor allem Zuhör- und Fragetechniken beherrschen, Hypothesen bilden können und über ein Repertoire an möglichen Interventionen verfügen. - Augenhöhe statt Expertenstatus
Die Coaching-Beziehung besteht nicht aus einem superioren und einem inferioren Part, sondern aus zwei (oder mehr) Akteur:innen auf Augenhöhe. Die Coaches unterstützen bei der Klärung, Strukturierung und Reflexion von als problematisch und herausfordernd empfundenen Situationen oder Konstellationen und helfen beim Aufbau bestimmter Haltungen, Sichtweisen und Kompetenzen. Auch wenn unsere Coachees uns explizit um Rat fragen: Die systemische Haltung bringt die Überzeugung mit sich, dass die Coachees die Expert:innen für ihr eigenes Problem sind und die Lösung bereits in ihnen steckt. Und die konstruktivistische Bescheidenheit verlangt uns ab, fachlichen Verführbarkeiten standzuhalten.
Die Grundhaltung systemischer Prozessberatung
Systemisches Coaching lebt von der Grundhaltung: Wir wissen nicht, wie es richtig geht. Wir glauben nicht an die eine Wahrheit. Und daher halten wir uns zurück – auch wenn (gerade wenn) es schwerfällt. Denn: Wer dem Coachee Ratschläge erteilt, weil dieser danach fragt, verlässt den Raum, in dem Lösungen emergieren dürfen.
Was Prozessberatung wirklich bedeutet
Prozessberatung bedeutet:
- Ich halte den Raum.
- Ich biete Struktur, keine Richtung.
- Ich fungiere als Sherpa beim Aufstieg des Coachees – hinaufgehen muss er oder sie jedoch selbst.
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