Die systemische 13 | Teil 4: Problem- vs. Lösungsorientierung
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Einleitung: Vom Problem zur Lösung – aber wie?
Die Anliegen vieler Coachees werden als Probleme vorgetragen. Bereits im Stadium der #Auftragsklärung ist es wichtig, ein dazugehöriges Ziel (oder zumindest eine ungefähre „Landezone“) zu formulieren, um herauszuarbeiten, was am Ende des Coachings anders sein soll als zu Beginn.
Veränderungswunsch vs. Veränderbarkeit
Darüber hinaus braucht es neben dem Veränderungswunsch auch eine Veränderbarkeit: Wenn wir andere Menschen nicht ändern können und ggf. auch nicht die äußeren Umstände, die uns belasten, dann müssen wir als Zielperspektive zumindest einen anderen Umgang mit der Situation anstreben oder ein Verlassen der Situation (z. B. in Form eines Schulwechsels, einer Bewerbung auf eine andere Stelle im Schulsystem, ein Exit aus dem Schuldienst) mental vorbereiten.
Problemdimensionierung vs. Lösungsfokussierung im Coaching
Im (systemischen) Coaching gibt es unterschiedliche Ansätze in Bezug auf die Intensität, mit der „das Problem“ dimensioniert oder „die Lösung“ forciert wird:
Ansatz 1: Radikale Lösungsorientierung (de Shazer & Berg)
Ein radikales Vorgehen schlagen de Shazer und Berg (2010) mit ihrer lösungsfokussierten Kurztherapie vor, die auch im systemischen Coaching verbreitet ist und derzufolge die Ziele, Ressourcen und Ausnahmen vom Problem bearbeitet werden, nicht jedoch das Problem selbst (Dahm, 2024).
Ansatz 2: Wenn Coachees am Problem „festhalten“
Es gibt jedoch auch Coachees, die an ihrem Problem „hängen“ und sich nicht ernst genommen fühlen, wenn zu schnell auf die Lösungssuche geschwenkt wird. So gibt es das Phänomen des sekundären Krankheitsgewinns (Horn et al., 1984), bei dem Menschen aufgrund einer Krankheit (oder hier allgemeiner: eines Problems) einen sozialen Vorteil erleben, etwa gesteigerte Aufmerksamkeit, Mitleid, besondere Fürsorge oder Entlastungen, und daher ein (mindestens unbewusstes) Interesse daran haben, die Krankheit zu erhalten resp. das Problem zu bewahren.
Im Coaching können also bereits aus der Phase einer ausführlichen Problemdimensionierung wertvolle Informationen zu Annahmen, Bewertungen, Mustern und Strategien der Coachees abgeleitet werden, die im späteren Prozessverlauf als Ressourcen zur Lösungsfindung herangezogen werden können.
Tempo im Coaching: Immer im Rhythmus der Klient:innen
Des Weiteren gilt im systemischen Coaching der Grundsatz, im Tempo der Klient:innen vorzugehen. Da dies hochindividuell ist, lässt sich auch nicht pauschalisieren, wie viel Zeit für die Problemdimensionierung aufgewendet werden sollte, bevor die Lösungsfokussierung folgt.
Probleme ausleuchten – um der Lösung willen
Wenn wir außerdem davon ausgehen, dass jedes Problemverhalten bereits einen Lösungsversuch darstellt (SG & DGSF, 2025, S. 28), lohnt das Ausleuchten des Problems – nicht um des Problems, sondern um der Lösung willen.
Fazit: Die Mitte finden – Problemlösungsorientierung
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass weder die exklusive Problembetrachtung noch die reine Lösungsfokussierung das Mittel der Wahl darstellen, sondern eine je nach Coachee und Situation angemessene Problemlösungsorientierung.
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