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Die systemische 13 | Teil 1: Was ist der Unterschied zwischen Allparteilichkeit und Neutralität?

systemische 13 allparteilichkeit im coaching

Teil 1: Was ist der Unterschied zwischen Allparteilichkeit und Neutralität?

Eine Beitragsreihe von Dennis Sawatzki

Systemisches Coaching und seine theoretischen Grundlagen

Systemisches Coaching fußt auf den Grundannahmen der Systemtheorie (N. Luhmann, L. v. Bertalanffy) und der Kybernetik (G. Bateson), denen zufolge sich soziale Systeme über kommunikative Prozesse konstituieren und steuern. Im Rahmen eines systemischen Coachings treten die Coaches zeitweise in das soziale System ein, beobachten es, bilden Hypothesen und bieten Interventionen an. Im Sinne des Beobachterparadoxons (W. Labov) können sie folglich überhaupt nicht neutral sein, da sie in Interaktion mit den Mitgliedern des Systems treten und somit das zu Beobachtende allein schon durch ihre zeitweise Anwesenheit beeinflussen und verändern.
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Neutralität im Coaching – warum sie Grenzen hat

Der Begriff der Neutralität legt nahe, unparteiisch zu sein und überparteilich zu handeln. Grundlegend für systemisches Coaching sind jedoch die von C. Rogers beschriebenen Grundhaltungen, zu denen unter anderem Empathie und bedingungslose Wertschätzung zählen. Neutralität suggeriert eine professionelle Distanz – die es zweifelsohne braucht –, während Allparteilichkeit Raum für Schwingungsfähigkeit und Resonanz schafft.

Allparteilichkeit als Kern systemischer Haltung

Allparteilichkeit bedeutet in diesem Zusammenhang ein Wahrnehmen, Ernstnehmen und Annehmen aller Interessen. Systemische Coaches vertreten alle Zielgruppen – die Anwesenden und die Abwesenden – und gehen davon aus, dass jedem Handeln ein guter Grund und eine grundsätzlich positive Absicht zugrunde liegt (vgl. die Grundsätze der Gewaltfreien Kommunikation von M. B. Rosenberg).

Fokus auf Konstellationen statt Einzelpersonen

Systemisches Coaching betrachtet nicht nur Personen und Situationen, sondern vor allem die Konstellationen: Es fokussiert auf Verbindungslinien, Beziehungsachsen, Reziprozität und Interdependenz zwischen den Beteiligten.

Partei zu ergreifen und mit Einzelnen zu koalieren, würde die systemische Komplexität ignorieren; keine Partei zu ergreifen, wäre hingegen wenig empathisch und wertschätzend.

Die Annahme, dass jedes Verhalten in einem bestimmten Kontext Sinn ergibt, legt eine Allparteilichkeit nahe, um zwischen den Stühlen vermitteln und „dolmetschen“ zu können und so über Verständigung gegenseitiges Verständnis zu fördern.

Beispiel aus der Praxis: Allparteilichkeit in Lehrkräftefortbildungen

Als Moderator von Lehrkräftefortbildungen bin ich zwar nicht als Coach beauftragt, doch hilft auch hier das Prinzip der Allparteilichkeit. Bereits in der Auftragsklärung sowie während der Veranstaltung selbst müssen die Perspektiven aller berücksichtigt werden.

So gilt es, auch den Abwesenden eine Stimme zu verleihen und Partei für die unterschiedlichen Mitgliedsgruppen der Schulgemeinschaft zu ergreifen – etwa Schüler:innen, Eltern bzw. Erziehungsberechtigte, Teilzeit- und Vertretungslehrkräfte, Schulpsychologie, Schulsozialarbeit usw.

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