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Leitbildentwicklung an Schulen: Mit einer gemeinsamen Vision zum Ziel!

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Leitbildentwicklung an Schulen: Mit einer gemeinsamen Vision zum Ziel!


Wie sich mit der systemischen Haltung neue Wege für Lehrkräfte eröffnen

Unser Bildungssystem – ein komplexes Feld. Ein Bereich, in welchen Interessen und Positionen ganz unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure hineinspielen: von Politikerinnen und Politikern, Eltern und Lehrkräften, Unternehmen, Wissenschaft und Verbänden. Was gute Bildung auszeichnet, welche Kompetenzen wir im 21. Jahrhundert tatsächlich benötigen – die Meinungen hierzu gehen auseinander. Brauchen wir mehr MINT-Kenntnisse? Mehr Digital Skills? Oder trägt doch eher die klassisch humanistische Ausbildung dazu bei, die durch Globalisierung und technische Entwicklungen geprägten Veränderungsprozesse und Herausforderungen proaktiv zu bewältigen? Und welche Zukunftsszenarien stehen zur Bewältigung überhaupt im Mittelpunkt – der demographische Wandel? Der Klimawandel – oder doch KI?

„Zukunftskompetenzen“ für Schülerinnen und Schüler – und gegenwärtige Herausforderungen

Die hieraus folgende Orientierungslosigkeit kann schnell in Aktionismus umschlagen: etwa beim Versuch, relevante Fertigkeiten für das 21. Jahrhundert zu definieren. Ganze 99 verschiedene Rahmenwerke, die auf die dringende Notwendigkeit einer Vermittlung von insgesamt 341 „Zukunftskompetenzen“ verweisen, konnten im Rahmen einer Literaturanalyse durch Kotsiou et al. (2022) identifiziert werden. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass sich auch einzelne Bildungsinstitutionen bei der Gestaltung ihres Bildungsangebots immer größeren Komplexitäten ausgesetzt sehen.

Zur allgemeinen Unsicherheit in Bezug auf zukünftige Bedarfe und Herausforderungen gesellen sich gerade in Schulen zudem auch bereits in der Gegenwart sehr greifbare Herausforderungen: Faktoren wie Lehrkräftemangel, Kinderarmut oder ein Mangel an nötiger technischer Hard- und Software, welche die Unterrichtsqualität erheblich einschränken und es schwer werden lassen, gute und gerechte Bildung für alle Schülerinnen und Schüler zu gestalten. In einer Befragung des Deutschen Philologenverbands gaben knapp 50% der Befragten an, auch nach der Corona-Pandemie nicht über eine hinreichende WLAN-Verbindung zu verfügen, um im Unterricht Inhalte aus dem Internet optimal nutzen zu können (https://www.education-campus.de/de/themen/anwendung/digitale-ausstattung-schulen-studie).

Debatten über diese und ähnliche Hürden sind richtig und wichtig – nicht zuletzt, weil die auf den Stellenwert verweisen, den eine Gesellschaft der Aus- und Weiterbildung ihrer Bürgerinnen und Bürger zuschreibt. Dass Deutschland etwa in Bezug auf die technische Ausstattung seiner Schulen im EU-Vergleich wiederkehrend schlecht abschneidet, kann somit als Warnsignal gewertet werden. Einzelne Schulen können ihre Situation hier oft nur schwer auf eigenständigem Wege verbessern, was zu Demotivation unter den Lehrkräften führen kann. Umso wichtiger ist es vor dem Hintergrund zukünftiger, aber auch gegenwärtiger Herausforderungen für Schulen, jene Punkte zu identifizieren, an denen sie tatsächlich über Handlungsfähigkeit verfügen und ihre Umstände und Herangehensweisen proaktiv beeinflussen und verbessern können.

Das Leitbild als Kompass: Wohin wollen wir steuern?

Eine ganz zentrale Möglichkeit, als Organisation wirkmächtig handeln und auftreten zu können, ist die Entwicklung eines gemeinsamen Leitbildes. Ein Leitbild ist für Organisationen und Institutionen insofern entscheidend, als dass diese durch das Handeln und Wirken einer Vielzahl unterschiedlicher Personen geprägt sind. Personen, die vielleicht ähnliche, vielleicht aber auch ganz unterschiedliche Interessen mit ihrem Tun verfolgen – und vielleicht auch unterschiedliche Vorstellungen mitbringen, in welche Richtung sich die Organisation entwickeln soll. Um als Zusammenschluss ein gemeinsames Ziel zu erreichen, ist eine gemeinsame Vision, oder eben ein Leitbild, von entscheidender Bedeutung. Es strukturiert unser Tun, und bietet bei Entscheidungsprozessen den nötigen Halt. Etwa bei der Frage: Sollen wir in unserer Schule eine Theater-AG, oder doch einen Schulgarten einrichten? Je nachdem, ob die entsprechende Schule einen eher kultur- oder umweltbezogenen Schwerpunkt verfolgt, kann diese Entscheidung unterschiedlich ausfallen – und in beiden Fällen die richtige sein. Schwierig wird es, wenn ein solcher Schwerpunkt nicht definiert wurde: Dann fehlt auch der Orientierungsrahmen, um Entwicklungsspielräume sinnvoll und zielführend zu nutzen.


Wodurch zeichnet sich nun das Leitbild einer Schule konkret aus? Allgemein lässt es sich definieren als ein „schriftlich fixiertes Bild der Gegenwart und der nahen Zukunft“ (Zech 2008, S. 2), welches eine Schule, beziehungsweise dessen Akteurinnen und Akteure, für sich und ihr Handeln festlegen. Das Leitbild steht somit „zwischen der langfristigen Zukunftsvision auf der einen Seite sowie den mittelfristigen strategischen Entwicklungszielen […] der Schule“ (Zech 2008, S. 2). Es definiert somit die Grundlage, auf der kurz- und mittelfristige, aber auch langfristige Entscheidungen durch die Schulleitung sowie auch die Lehrkräfte im einzelnen sowie im Kollektiv getroffen werden.

Leitbildentwicklung an Schulen: Mit der systemischen Haltung Perspektiven zusammenführen

Zech betont, wie entscheidend es ist, dass ein Leitbild partizipativ entwickelt wird: Alle Mitglieder müssen sich im Leitbild wiedererkennen können, weshalb auch alle an der Entstehung beteiligt sein müssen (Zech 2008, S. 3). Ein Leitbild ist erst ein Leitbild, wenn es tatsächlich das Handeln leitet – wird es von oben aufoktroyiert, wird dies kaum und vor allem nicht nachhaltig gelingen. Bei der gemeinsamen Entwicklung eines Leitbildes müssen somit die unterschiedlichen Perspektiven, Fertigkeiten und Bedarfe der einzelnen Akteurinnen und Akteure ganz gezielt berücksichtigt und eingebunden werden. Ein einmal entwickeltes Leitbild ist zudem nicht statisch – kommen neue Personen mit eigenen Vorstellungen in die Schule (oder eine andere Organisation) hinein, bedarf auch das Leitbild einer Überprüfung und ggfs. Neujustierung.

Hier zeigt sich der entscheidende Mehrwert, den eine systemische Perspektive bei der Leitbildentwicklung einnimmt. Bei der systemischen Haltung handelt es sich um einen Ansatz, der es sich zum Ziel setzt, nicht nur einzelne Sichtweisen, sondern einen bestimmten Bereich mit den darin enthaltenen Akteurinnen und Akteuren sowie ihre wechselseitigen Verknüpfungen aufzugreifen und „systemisch“ in den Blick zu nehmen. Über die systemische Haltung wird es möglich, scheinbar schwer zu erklärendes Handeln Einzelner im Gesamtkontext verständlich werden zu lassen, und individuelle Bedarfe und Handlungsstrategien in einer übergreifenden Zielsetzung zusammenzuführen.

 

Leitbildentwicklung an Schulen

© Pixabay – www.pixabay.com

Systemisches Coaching: Wie Leitbildentwicklung an Schulen unterstützt werden kann

Die Entwicklung eines Leitbildes beinhaltet einige zentrale Schritte, gestaltet sich aber dennoch für jede Schule individuell unterschiedlich aus. Je Rahmenbedingungen bestehen an Schulen unterschiedliche Voraussetzungen, um ein tragfähiges und nachhaltig wirksames Leitbild zu implementieren. Die eigenen Herausforderungen und Hürden zu identifizieren, ist gerade von innen heraus aufgrund der eigenen systemischen Befangenheit oft schwer möglich. Die Hinzunahme eines externen Coaches kann hier einen entscheidenden Mehrwert bieten. Das ISH bietet mit seiner langjährigen Erfahrung im Bereich Leitbildentwicklung an Schulen eine qualifizierte und professionelle Unterstützung in diesem Bereich. Informationen dazu finden sich hier: ISH Leitbildentwicklung.

Darüber hinaus bietet auch eine Weiterbildung im systemischen Coaching für Akteurinnen und Akteure aus dem Schul- und Bildungsbereich die Chance, eigene und systemische Handlungsweisen und Wechselwirkungen zu erkennen und zu hinterfragen. Beraterinnen und Beratern sowie Coaches können über die Entwicklung einer systemischen Haltung den Zugang und die Verbindung zu ihren Klientinnen und Klienten vertiefen.

Mit dem „Systemischen Coaching“ bietet das ISH eine zertifizierte und grundständige Weiterbildung in diesem Bereich an. Unter professioneller Begleitung und unter Bezugnahme auf Ihre ganz individuellen beruflichen Bedarfe lernen Sie, systemische Zusammenhänge grundlegend nachzuvollziehen und Veränderungs- und Entwicklungsprozesse konstruktiv und nachhaltig zu gestalten. Informationen zu unserem Programm finden sich hier: ISH Systemisches Coaching.

Die eigene Beratungs- und Coachingpraxis an die steigenden gesellschaftlichen Komplexitäten anzupassen, bietet Chancen – gerade mit Blick auf die steigende Anzahl an Personen, welche im Bereich Beratung und Coaching beruflich tätig sind. Aber auch Lehrkräfte, Hochschulbeschäftigte und Mitarbeitende in Behörden und Instituten profitieren von einem besseren Verständnis systemischer Wechselwirkungen, die den aktuellen Bildungsbereich prägen. Aus einem gesteigerten Wissen über ebendiese Interdependenzen können Handlungsmöglichkeiten abgeleitet werden – und somit die Weiterentwicklung unseres Bildungssystems aktiv und eigenmächtig vorangetrieben werden.

Gerne stehen wir auch für eine individuelle Beratung zur Verfügung – sprechen Sie uns gerne an! ISH Kontakt

Wir sind überzeugt: Mit der systemischen Haltung können wir Leitbildentwicklung an Schulen, aber auch Entwicklungen in anderen Bildungsbereichen so gestalten, wie wir es für eine gelingende Bildung benötigen: bedarfsorientiert, partizipativ und zukunftsorientiert – und die Herausforderungen von morgen zu (Bildungs-)Chancen werden lassen!

Quellen

  • Education Campus (https://www.education-campus.de/de/themen/anwendung/digitale-ausstattung-schulen-studie), Stand: 19.01.2024
  • Kotsiou, Athanasia; Fajardo-Tovar, Dina Daniela; Cowitt, Tom; Major, Louis; Wegerif, Rupert (2022). A scoping review of Future Skills frameworks. In Irish Educational Studies, 41(1), S. 171-186. https://doi.org/10.1080/03323315.2021.2022522
  • Zech, Rainer (2008). Leitbildentwicklung in Schulen. S. 1 – 15 in: PraxisWissen SchulLeitung. Wolters Kluwer.