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Startchancenprogramm für Schulen in herausfordernder Lage 2024

RMG 6392

Startchancenprogramm für Schulen in herausfordernder Lage

Das Startchancenprogramm ist mit insgesamt 20 Milliarden Euro das größte Bildungsprogramm in der Geschichte der BRD.[1] Es richtet sich – entlang länderspezifischer Sozialindizes – an sozioökonomisch benachteiligte Schulen[2] und hierunter besonders an Grundschulen[3].

Die „Chancen“ im Namen des Förderpakets stehen für Bildungschancen, für die Chance auf eine Bildungsgerechtigkeit und eine insgesamt bessere Bildung. Doch es gibt auch Kritik an dem Programm.[4] Und dort, wo es Chancen gibt, bestehen auch Risiken.

Um nur zwei Beispiele zu nennen: Die bürokratischen Hürden im Rahmen des Digitalpakts haben viele Schulen ausgebremst. Und auch die Digitale Fortbildungsoffensive NRWs – immerhin mit rund 18 Millionen Euro ausgestattet – hinkte bei allem Goodwill der bildungspolitischen, projektkoordinierenden und fachlich ausführenden Akteurinnen und Akteure (wir zählten als projektleitende Instanz für die Moderatorenmaßnahme schließlich auch dazu) an einer schlechten Kommunikationsstrategie, einem zu geringen Vorlauf, einer mangelhaften Bedarfsabfrage, einer schlichtweg fehlenden Verzahnung der verschiedenen Maßnahmen und einer offenkundig von Beginn an nicht mitbedachten (und somit nicht vorhandenen) Nachhaltigkeit.

Nun werden Startchancenschulen mit Geldern ausgestattet, die sinnvoll investiert werden wollen. Die Rahmenbedingungen sind vielen Schulen längst noch nicht klar – und von einer kohärenten Umsetzungsstrategie kann auf Seiten des Bundes, der Länder und der Schulen ebenfalls noch nicht die Rede sein.

Damit das Startchancenprogramm nicht bereits mit Startschwierigkeiten losgeht, bieten wir den Startchancen-Schulen Unterstützung an!

Es gibt insgesamt 3 Programmsäulen, die gefördert werden:

  1. Lernumgebung
  2. Schul- und Unterrichtsentwicklung
  3. Personal

Wir als Institut für Schulentwicklung und Hochschuldidaktik sind spezialisiert auf Säule II, welche mit 30 % der Fördermittel bedacht ist. Über 10 Jahre erhalten die ausgewählten Schulen finanzielle Mittel. Diese können entgegen anderen Programmen und Budgets auch über ein Schul- oder Kalenderjahr hinaus „angespart“ und müssen nicht innerhalb eines engen Zeitraums ausgegeben werden.[5] Dies eröffnet den Schulen noch mehr Handlungs- und Gestaltungsspielraum und vermeidet unnötigen Zugzwang, Gelder um des reinen Ausgebens willen einzusetzen.

Und dennoch: Die Gefahr, dass mit den finanziellen Mitteln die Schulen in eine Überforderungssituation geraten, weil sie a) noch nie so viele Mittel zur – mehr oder minder – freien Verfügung hatten und sie b) damit in Maßnahmen investieren könnten, die dem schulischen Personal zunächst Mehraufwand aufbürdet, ist hoch.

Und hier kommen wir ins Spiel 😊

Wir möchten den Startchancenschulen unabhängige Unterstützung in Form einer Beratung und Prozessbegleitung bieten.[6] Wir sind spezialisiert auf systemische Schulentwicklung, begleiten Kollegien, Schulleitungsteams und Steuergruppen. Wir können selbst Fortbildungsangebote bereitstellen, unterstützen bei der Entwicklung neuer Fortbildungsdesigns und -formate, begreifen Schulentwicklung als Prozessberatung, moderieren solche Prozesse von kleineren und größeren Teams, bieten systemisches Coaching (SG) und Team- und Einzelsupervision (DGSv) an und bringen ein ernstliches Interesse mit, die Schulen bestmöglich zu begleiten – von der Bildung eines schulinternen Startchancenteams zu Beginn der Programmteilnahme bis zur Berichtslegung der Ergebnisse nach Ablauf des Zehn-Jahres-Programms.

Wir begreifen uns als Sherpa auf dem Weg der Startchancen-Schulen. Dabei können wir insbesondere folgende 5 Unterstützungsfelder abdecken:

1) Datengestützte Qualitätsentwicklung: Ein Leitbild für mehr Startchancen

Wir führen seit 10 Jahren Leitbildentwicklungsprozesse durch.[7] Unser Ansatz dabei: partizipativ zur Vision gelangen, eine klare Mission mit konkreten Zielen definieren, die Implementation zur Umsetzung planen, durchführen und begleiten und begleitende Evaluation für eine Entscheidung und Anpassung nächster Entwicklungsschritte heranziehen.[8]

Dieses Prinzip lässt sich 1:1 auf das Startchancenprogramm übertragen: Wir entwickeln mit den Schulen gemeinsam die Ziele, Strategien und Maßnahmen[9], damit die Gelder verantwortungs- und wirkungsvoll eingesetzt werden.[10]

2) Gesundheitsförderung: Die gesunde Schule für das psychosoziale Wohlbefinden

Wir arbeiten seit 8 Jahren mit dem Landesprogramm Bildung und Gesundheit zusammen und führen als einer von zwei Anbietern NRWs die sogenannten B-Teams[11] durch. Des Weiteren kooperieren wir mit der Leuphana-Universität Lüneburg im Bereich der salutogenen Schulentwicklung[12] . Wir haben außerdem verschiedene soziale Kompetenztrainings zur Förderung der Klassengemeinschaft [13], zur Verbesserung von Partner- und Gruppenarbeit [14] oder zur Ritualisierung von Teambuildingelementen in Präsenz- [15] und Online-Settings [16] entwickelt [17].

Das Startchancenprogramm zielt auf individueller Ebene auf „die Stärkung von Basiskompetenzen, die Förderung der sozio-emotionalen Kompetenzen und die Persönlichkeitsbildung der Schülerinnen und Schüler“ ab [18]. Auf institutioneller Ebene geht es um „die Professionalisierung aller Personengruppen, die an den Startchancen-Schulen pädagogisch tätig sind. […] Die Chancenbudgets können hierbei auch für […] Beratungs- und Unterstützungsangebote eingesetzt werden.“ [19] Hier unterstützen wir mit innovativen und etablierten Fortbildungskonzepten und -formaten sowie mit Individual- und Gruppen-Coachings sowie Einzel- und Teamsupervision. Wir beraten Schulleitungen, Steuergruppen und Kollegien in Bezug auf die Verbesserung von Teamstrukturen [20] und unterstützen pädagogische Führungskräfte bei der Professionalisierung Ihres Sitzungsmanagements und der schulischen Konferenzkultur.

3) Netzwerkarbeit als Weg systemischer Schulentwicklung

Nicht nur der Dialog zwischen Startchancenschulen und ihrer jeweiligen Schulaufsicht, auch die Vernetzung der Startchancenschulen untereinander ist eine sinnvolle Notwendigkeit und große Herausforderung zugleich. Schulen sind nicht per se Netzwerkexperten. Erfolgreiche Netzwerkarbeit muss systemisch, systematisch und synergetisch erfolgen. Dafür bedarf es zumeist einer externen Moderation.

Auf systemischer Ebene sollen die verschiedenen Akteure, „v.a. Schulträger, Schulaufsicht, Kommunen, Kernverwaltung der Ministerien, Landesinstitute und Qualitätsagenturen und Schulentwicklungsbegleitung“ [21] zusammengebracht werden, um das Unterstützungssystem zu stärken, zu professionalisieren und zu synchronisieren.[22]

Wir unterstützen die Startchancenschulen und die Systeme bei der Vernetzung und moderieren den Austausch mit Blick auf Good Practice und Next Practice. Das Prinzip der sogenannten Erfa-Gruppen [23] ist im schulischen Bereich nicht etabliert – und doch berichten die Teilnehmenden vieler Netzwerkveranstaltungen, welche wir moderieren dürfen (bspw. das Forum Deutscher Schulpreis der Robert Bosch Stiftung, die diversen Digital Leadership-Reihen der Landesinstitute oder das Webinarformat TAB Spezial von RuhrFutur), dass genau in diesem kollegialen Erfahrungsaustausch einer der größten Mehrwerte liegt.

4) Eine gelebte Kultur der Digitalität

Das Potenzial des Digitalen ist an Schulen längst nicht ausgeschöpft. Im Gegenteil: Viele Kolleginnen und Kollegen empfinden die Anforderungen, die an einen digital gestützten Unterricht, und die Herausforderungen, die an eine digital orientierte Schulentwicklung gestellt werden, oft als überfordernd und mehrbelastend. Eine systematische Implementation einer Kultur des Teilens, die pädagogisch reflektierte Nutzung von Künstlicher Intelligenz zur Unterstützung bei der Unterrichtsvor- und -nachbereitung oder die innerkollegiale Einigung auf einige wesentliche digitale Medien können zu einer erheblichen Entlastung des schulischen Personals beitragen.

Ein Teil des Chancenbudgets steht den Schulen für „Maßnahmen aus dem Bereich Digitalisierung [zur Verfügung], z.B. digitale Lernangebote, KI zur individuellen Förderung.“ [24] Wir unterstützen Startchancenschulen darin, die Vorteile der Digitalität besser nutzbar zu machen, um das allgemeine Wohlbefinden und die insgesamte digitale Kompetenz und Resilienz zu stärken.

5) Literacy

„Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in […] Deutsch […] verfehlen, soll an den Startchancen-Schulen halbiert werden.“ [25] Zusammen mit unseren Schweizer Partnern von IQES online [26] bieten wir Schulen im Bereich der Lese- und Schreibkompetenz für Grund- und weiterführende Schulen umfängliche, wissenschaftlich fundierte Materialien, fachliche Weiterbildungen und Begleitung von Steuergruppen, Fachgruppen etc. Wir unterstützen bei der Entwicklung konkreter Kompetenzziele und bei der Evaluation der Maßnahmen.

Die Startchancen-Schulen verfügen in der Säule II über ein Chancenbudget „für bedarfsgerechte Lösungen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung“ [27]. Dies sind bspw. für das mit knapp 5.500 Schulen stärkste Bundesland NRW [28] bei ca. 900 teilnehmenden Schulen [29] Bundesmittel in Höhe von 64,5 Millionen Euro pro Jahr.

Das Chancenbudget soll zu zwei Dritteln für Maßnahmen genutzt werden, „die sich nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen aus den Ländern positiv auf die verschiedenen Zielebenen auswirken können. […] Für weitere Vorhaben steht den Schulen jeweils ein Drittel ihres Chancenbudgets zur freien Verfügung.“[30]

Für weitere Infos und eine erste unverbindliche Beratung bieten wir zu Beginn des neuen Schuljahres drei Infoveranstaltungen an (jetzt anmelden).

Gerne vereinbaren wir auch ein individuelles Gespräch mit Ihnen (hier Termin buchen).

Literatur

  • Aussage des Bundesbildungsministeriums. Zum Vergleich: Über den Digitalpakt 1 wurden nur rund 6,5 Milliarden Euro investiert.
  • Hierbei wurden besonders die Benachteiligungsdimensionen „Armut“ und „Migration“ berücksichtigt. Vgl. hierzu auch: https://www.wuebben-stiftung-bildung.org/wp-content/uploads/2024/06/240610_Auswahlkriterien_SCP_Armut_Migration_final.pdf
  • 60 % der Fördermittel sollen an Grundschulen gehen. Vgl. etwa: https://www.wuebben-stiftung-bildung.org/startchancen-laenderueberblick/
  • U. a. https://bildungspolitik.blog.rosalux.de/2023/12/26/kaum-start-und-wenig-chancen/, https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/mehr-geld-fuer-arme-schulen-ein-wagnis-mit-risiken-und-nebenwirkungen-marcel-helbig
  • „[E]ine Übertragung nicht verausgabter Mittel in das Folgejahr“ ist von den Ländern „sicherzustellen“. (BLV, S. 13)
  • Das Chancenbudget ist u.a. vorgesehen für „unterstützende Dienstleistungen bzw. Beratungs- und Unterstützungsangebote (z.B. Schulentwicklungsberatung, Prozessbegleitung, Beratungen zum Projektmanagement […].“, s. Vereinbarung zwischen Bund und Ländern (BLV, https://www.bmbf.de/SharedDocs/Downloads/de/2024/blv-startchancen.pdf?__blob=publicationFile&v=4); BLV-Anlage 3 (Orientierungspapier zur Verwendung der Chancenbudgets an den Startchancen-Schulen), S. 5 (https://www.bmbf.de/SharedDocs/Downloads/de/2024/orientierungspapier-chancenbudget-scp.pdf?__blob=publicationFile&v=3)
  • https://leitbild.schule/
  • „Um die Zielsetzung des Startchancen-Programms erreichen zu können, bekennen sich Startchancen-Schulen zu […] datengestützter Schul- und Unterrichtsentwicklung […]. Startchancen-Schulen gestalten ihre Schul- und Unterrichtsentwicklung problembewusst und lösungsorientiert – von der Bestandsaufnahme über die Zielfindung bis hin zur Durchführung und Implementation von Maßnahmen sowie deren Evaluation.“ (BLV S. 8 f.)
  • Finanzierbar sind „Maßnahmen zur Förderung der Schulkultur und Identifikationssteigerung“, s. BLV-Anlage 3, a.a.O., S. 5
  • „Die Mittel sollen bedarfsgerechte Lösungen ermöglichen, die auch den Gegebenheiten vor Ort Rechnung tragen. Wichtig ist hierbei eine sinnvolle Einbettung in die jeweiligen Schulentwicklungsprozesse, damit die Chancenbudgets nachhaltig und zielgerichtet investiert werden.“ (BLV, S. 12)
  • https://ish-gruppe.de/ish-schule/b-teams/
  • https://mindmatters-schule.de/module.html
  • https://www.beltz.de/4019172200213
  • https://www.beltz.de/9783407632500
  • https://www.beltz.de/9783407257932
  • https://www.beltz.de/4019172300418
  • Maßnahmen zur Professionalisierung des schulischen Personals sollen u.a. „zur Bildung professioneller Lerngemeinschaften bei[tragen] und […] ein Selbstverständnis kollektiven Lernens in wechselseitigem Austausch und Feedback“ unterstützen. S. BLV-Anlage 3, a.a.O. Seite 6.
  • BLV-Anlage 3, Seite 1
  • Ebd., s. auch S. 6
  • https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/deutsche-lehrer-liegen-bei-teamarbeit-und-fortbildung-international-weit-zurueck/
  • BLV-Anlage 3, a.a.O., S. 1
  • Vgl. ebd.
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Erfahrungsaustauschgruppe
  • https://www.schulministerium.nrw/faq-startchancen
  • Vereinbarung zwischen Bund und Ländern, BLV-Anlage 3, Seite 1
  • https://iqesonline.net
  • Vereinbarung zwischen Bund und Ländern, a.a.O., S. 7
  • vgl. https://www.schulministerium.nrw/startchancen
  • Ab dem 1. August 2024 nehmen zunächst 400 Schulen an dem Programm teil. Siehe https://www.schulministerium.nrw/system/files/media/document/file/startchancen-programm_bestaetigte_teilnehmerliste_schuljahr_24_25_stand_240524.pdf
  • BLV-Anlage 3, a.a.O., S. 2