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telli verstehen: Der neue KI-Chatbot für Schulen – Chancen, Risiken und ein praktischer Leitfaden für 2026
KI generiertes Bild
Einleitung: telli KI für Schulen
Künstliche Intelligenz ist im deutschen Bildungswesen nicht länger Zukunftsvision, sondern gelebte Realität. Mit telli, einem ländergemeinsam entwickelten KI-Chatbot für Schulen, starten Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ab Ende 2025 den bundesweit größten Versuch, KI sicher, didaktisch sinnvoll und flächendeckend in den Schulalltag zu integrieren.
Doch was bedeutet das für Schulen genau?
Welche Chancen ergeben sich und wo liegen die Grenzen?
Und wie gelingt ein verantwortungsvoller Einsatz, der sowohl pädagogisch fundiert als auch organisatorisch machbar ist?
Dieser Leitfaden ordnet telli ein, zeigt praxisnahe Einsatzmöglichkeiten, benennt Risiken und formuliert klare Handlungsschritte für Schulen, die den KI-Einsatz strategisch gestalten möchten.
Was ist „telli“?
telli ist ein KI-gestützter Chatbot, der speziell für schulische Anforderungen entwickelt wurde. Im Mittelpunkt steht ein sicherer, datenschutzkonformer Zugang zu verschiedenen Large Language Models (LLMs), die ausschließlich innerhalb der EU betrieben und über den Vermittlungsdienst VIDIS pseudonymisiert genutzt werden.
Wesentliche Merkmale:
- Mehrere KI-Modelle auswählbar: Llama 3, Mistral sowie GPT-5-Modelle für höheres Reasoning. Insbesondere die französische Mistral AI fliegt für deutsche Schulen bislang noch weitgehend unter dem Radar, obwohl sie bereits jetzt in punkto Funktionalität und Datenschutz eine interessante Alternative zu ChatGPT und Co. darstellt.
- Keine Trainingsdaten-Nutzung: Schüler- und Lehrkräfteingaben werden nicht zum Training der KI verwendet. Dies unterscheidet sich wesentlich von den großen Playern ChatGPT (OpenAI), Gemini (Google) oder DeepSeek (China).
- Unterrichtsorientierte Funktionen: Lernszenarien, Dialogpartner, QR-Teilen, Upload-Funktionen, Assistenten. Es gibt eine ganze Reihe an KI-Anwendungen, die speziell für den schulischen Bereich entwickelt wurden (schulKI, Paddy, fobizz, teachino). Ob telli diesen Funktionsumfang wird abbilden können, muss sich noch zeigen.
- Einbettung in schulische Systeme: Nutzung über Lernen-Digital NRW bzw. SCHULE@BW. Auch andere Bundesländer entwickeln Anbindungen, die jedoch zugleich den Diskurs darüber eröffnen, ob andere KI-Systeme, die bereits Anwendung finden, weiterhin über Landeslizenzen finanziert werden (bspw. fobizz in Schleswig-Holstein).
telli unterscheidet sich klar von offenen, kommerziellen KI-Plattformen wie ChatGPT, Gemini oder Claude: telli ist didaktisch fokussiert, sicherheitsoptimiert und technisch an schulische Strukturen angepasst.
Warum telli die Bildungslandschaft bundesweit verändert
Mit telli entsteht erstmals eine gemeinsame, länderübergreifende Infrastruktur für schulische KI-Nutzung. Das Projekt AIS (Adaptives Intelligentes System) wird von allen 16 Bundesländern getragen und seit 2024 als Open-Source-Lösung weiterentwickelt.
Der strategische Effekt ist deutlich:
- Schulen erhalten einen sicheren, rechtlich belastbaren KI-Zugang.
- Lehrkräfte können KI-gestützte Unterrichtsmethoden erproben, ohne auf private Tools ausweichen zu müssen.
- Bundesländer setzen einen Standard, der medienpädagogische Leitlinien unterstützt statt ersetzt.
Während bislang jedes Land eigene KI-Initiativen entwickelt hat, wird telli zu einem einheitlichen Fundament – vergleichbar mit der Einführung von Office365, iPad-Programmen oder landesweiten Lernmanagementsystemen.
Was telli für Lehrkräfte konkret bedeutet
Unterrichtsvorbereitung
Mit telli lassen sich Unterrichtsmaterialien schneller und differenzierter erstellen:
- Aufgaben in verschiedenen Schwierigkeitsstufen
- Textvereinfachungen für DaZ/DaF
- Schreib- und Analyseimpulse
- Rollenspiele und Dialogszenarien
- Ideen für Lernwege, Projekte und Methoden
Die LLM-Auswahl macht es möglich, unterschiedliche Antwortstile und Tiefen zu nutzen. Dies bietet Vorteile für fachspezifische Erklärungen.
Im Unterricht
Hier spielt telli seine Stärke aus:
- Dialogpartner für Diskussionen, historische Personen, literarische Figuren
- Lernhilfe auf Abruf, wenn Lehrkräfte anderweitig gebunden sind
- Schritt-für-Schritt-Erklärungen komplexer Inhalte
- Sofortiges Feedback bei offenen Fragen
Wichtig ist, dass die KI nie fertige Lösungen liefert – ein intentionaler Schutzmechanismus.
Didaktische Risiken
Zu den relevanten Herausforderungen zählen:
- Übermäßige Abhängigkeit von KI-Antworten
- Unzureichende Bewertung von Quellen und Belegen
- Gefahr, Reflexionsprozesse zu verkürzen und Skill-Skipping zu fördern
- Erwartung an die KI, pädagogische Entscheidungen zu treffen
Die KI ist ein Werkzeug – keine Lehrkraft, keine Bewertungskompetenz, kein individueller Förderplan.
Was telli für Schülerinnen und Schüler bedeutet
Schülerinnen und Schüler erhalten erstmals einen schulisch legitimierten Zugang zu einer KI-gestützten Lernumgebung. Relevante Potenziale:
- individuelle Hilfestellung beim Lernen
- Förderung der Prompt-Kompetenz
- aktiver Umgang mit digitalen Werkzeugen
- differenzierte Lernwege
- forschender und projektorientierter Unterricht
Gleichzeitig braucht es klare Regeln: KI ersetzt keine Kompetenzentwicklung, sondern unterstützt sie.
Was telli nicht kann – und warum das wichtig ist
Für eine realistische Erwartungshaltung ist entscheidend, was telli bewusst nicht abbildet:
- keine Eingabe personenbezogener Daten
- keine Schulverwaltung
- keine Aufgabenlösungen „auf Knopfdruck“
- keine Diagnosen oder Bewertungen
- keine pädagogische Verantwortung
Diese Begrenzungen schützen sowohl Lernende als auch Lehrkräfte und zwingen Schulen dazu, KI als unterstützendes Werkzeug zu begreifen.
Fünf praxiserprobte Einsatzszenarien für Schulen
Einführung in Prompting & KI-Kompetenzen
Schüler:innen lernen, wie man klare, strukturierte Anweisungen formuliert – eine Schlüsselkompetenz für die digitale Welt.
Die strategische Perspektive: Was Schulen jetzt wirklich brauchen
Die Einführung von telli zeigt: Der Fokus liegt nicht auf einem einzelnen Tool, sondern auf einer umfassenden digitalen Transformation. Schulen benötigen:
Klare KI-Leitlinien
Wie, wo und wofür KI eingesetzt werden soll.
Didaktische Fortbildungen
Schwerpunkt: Unterrichtspraxis, nicht Technik.
Rollen und Verantwortlichkeiten
Schulleitung, Steuergruppe, Medienbeauftragte – alle müssen eingebunden werden.
Schulentwicklungsprozesse
KI wirkt nachhaltig nur, wenn Strukturen und Prozesse angepasst werden. Qualitäts- und Reflexionskultur Schüler müssen KI-Ergebnisse einschätzen, prüfen und kritisch hinterfragen.
Wie das ISH Schulen bei KI begleitet
Das ISH unterstützt Schulen dabei, KI verantwortungsvoll und nachhaltig zu integrieren:
- KI-Fortbildungen für Kollegien (Einführung, Praxis, Leitlinien)
- Strategieberatung für Schulleitungen
- Unterstützung bei Medienkonzepten & Leitbildern
- Umsetzung von Unterrichtsszenarien & didaktischen Modellen
- Moderation von Entwicklungsprozessen und Fortbildungstagen (SET, SchiLf, SchiF)
Unser Ansatz verbindet pädagogische Qualität, Organisationsentwicklung und eine klare, praxisnahe Vermittlung von KI-Kompetenzen.
Nächste Schritte für Schulen: So gelingt der Start mit telli
- Zugang zu telli prüfen & freischalten
- Kollegium über Funktionen informieren
- Klare Regeln & Rollen definieren
- Erste Unterrichtsszenarien testen
- Fortbildungen planen
- Ergebnisse reflektieren und dokumentieren
FAQ zu telli
Ja. Alle Modelle laufen EU-intern, Eingaben werden nicht trainiert, Nutzung erfolgt pseudonymisiert über VIDIS.
Für Schulen, Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte ist telli kostenfrei.
Llama, Mistral und GPT-5-Modelle – je nach Aufgabe frei auswählbar.
Nein. telli erklärt, unterstützt und begleitet – liefert aber keine fertigen Lösungen.
Nur über Links oder QR-Codes, die Lehrkräfte bereitstellen.
Neue Termine für Quali-C und Quali-C kompakt
Beratung, Fortbildung, Terminvereinbarung
Wenn Sie telli und KI strategisch sinnvoll in Ihrer Schule verankern möchten, unterstützen wir Sie gerne. Gemeinsam entwickeln wir einen KI-Einsatz, der pädagogisch tragfähig, rechtlich sicher und organisatorisch realistisch ist.
Hilfreiche Links: